#013 Selbstvertrauen das bewegt

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Als Führungskraft zum nachahmenswerten Vorbild

Ich liebe Beiträge und Artikel, wo es darum geht, wie wichtig es ist, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einerseits zu begeistern und andererseits zu fordern. Nach wie vor ist es in unseren Unternehmen weit verbreitet, dass Führungskräfte genau darauf achten, dass die Aufgabenbereiche in ihren Teams klar definiert sind und genau nach Vorgabe erledigt werden. Mitdenken, Flexibilität und somit Kreativität und Verbesserung sind letztendlich nicht wirklich gewünscht.

Ein wohlgemeinter Ratschlag ist gerne, loszulassen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ruhig mehr zuzutrauen. Aber liegt es wirklich daran?

Liegt es wirklich daran, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitenden nicht mehr zutrauen?

Was, wenn sie ihnen eigentlich zu viel zutrauen? Ja, richtig gehört! Denken wir doch darüber einmal nach…

Ich selbst blicke auf einen großen Erfahrungsschatz zurück, wenn es um Führungskräfte und Führungsstile geht. Der beste Lehrmeister ist nämlich, wenn man die einzelnen Situationen selbst erlebt oder zumindest miterlebt.

Ich selbst hatte eine ganz besondere Führungskraft, die mich an allen Gedanken und Vorgängen teilhaben ließ. Anfangs war das ziemlich herausfordernd für mich, weil ich mich wirklich sowohl fachlich als auch firmenintern immer wieder genau erkundigen musste, damit ich die Zusammenhänge überhaupt verstand. Ich hörte einfach nur zu. Es dauerte, bis ich an Sicherheit gewann und dann auch meine Überlegungen miteinbrachte. So ganz nebenbei lernte ich dabei diese selbstbewusste und ergebnisorientierte Art zu Denken zu verinnerlichen. Denn genau das war es. Mein Chef war eine sehr selbstbewusste Persönlichkeit und hatte immer das gewünschte Ergebnis im Fokus. Egal was ich heute mache – ob privat, beruflich oder ehrenamtlich – ich überlege immer, was ist das große Ziel für alle und wie kann ich mich dafür und darüber hinaus einbringen, sodass es allen hilft.

Was ich auch sehr an ihm schätzte war, dass er mir nicht nur die dringend notwendigen Infos gab, sondern eigentlich immer darüber hinaus. Dieses ergebnisorientierte Denken gehörte relativ rasch auch zu meiner DNA und somit ist es wenig überraschend, dass ich all die Infos, die ich ganz automatisch erhielt, bei all meinen Überlegungen und Handlungen berücksichtigte. Etwas, was letztendlich der große Mehrwert für das Unternehmen ist.

Dass wir Menschen Teil eines großen Ganzen sein wollen, ist ja nicht etwas, was erst in der heutigen Zeit relevant ist. Zu wissen, wohin die Reise geht, hat Menschen schon immer inspiriert sowie zur Mitarbeit und zu außerordentlichem Engagement angeregt. Auf einmal erledigst du nicht einfach nur den Teil der Arbeit, der erledigt werden muss – weil es dein Aufgabenbereich ist – nein, du bist bestrebt, darüber hinaus deinen Einsatz zu zeigen.

Nach wie vor spannend zu erleben sind für mich Teams, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mehr abstumpfen und Dienst nach Vorschrift machen. Auf den ersten Blick neigen wir dazu, die Qualität der Teammitglieder in Frage zu stellen. Wenn man aber genauer hinsieht, darf man feststellen, dass es nicht am Team, sondern vielmehr an der Führungskraft liegt.

Ein Grundsatz gilt fix: Unser Verhalten, unsere Kultur färbt von oben nach unten ab.

So oft muss ich dann leider feststellen, dass die Führungskraft überfordert ist. Denn Informationen an mein Team nicht weitergeben hat meistens den Grund, dass ich mich als Führungskraft unentbehrlich machen will. Oder, dass ich als Führungskraft Angst davor habe, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Arbeit besser erledigen könnten als ich.

Klingt blöd und trotzdem habe ich es schon so oft miterlebt und darf es immer wieder beobachten.

Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ein Team hervorragend arbeitet und dann bloßgestellt wird. Alles ist genau abgesprochen und auf einmal platzt der Geschäftsführer in Besprechungen und wirft alles um, nur um zu zeigen, dass er der Chef ist. Peinliches Schweigen aller Projektmitglieder – der internen, aber ganz besonders auch der externen. Denn diese Situationen sind allen peinlich. Und diese Situationen gibt es, öfter als wir alle uns vorstellen können.

Das sind Umstände, die ich bei Projektgruppen erleben durfte. Dieses Verhalten macht dann nicht einmal vor Geschäftsführer-Positionen halt.

Aber warum ist das so? Was passiert da?

Mich interessieren immer die persönlichen Umstände von Menschen und wie ihr Werdegang war. Daraus kann man extrem viel ablesen und auf einmal versteht man Situationen viel besser und so manche Vorgehensweise macht dann auf einmal Sinn. Und zwar Sinn in jener Hinsicht, indem ich dann verstehe, wieso die Menschen so agieren, wie sie es tun. Dass sie so handeln, macht natürlich keinen Sinn, da hilft auch das Verständnis nix!

Aber nehmen wir uns ganz einfach ein eigenes Beispiel. Bist du selbst eine Führungskraft, dann nimm dich selbst als Beispiel. Wenn du keine bist, dann nimm deine derzeitige Führungskraft und hinterfrage deren persönliche Umstände und den Werdegang.

Wie du selbst als Führungskraft bist, hängt davon ab, was du mit deinen Führungskräften erlebt und somit von ihnen gelernt hast. Und das beginnt nicht erst mit Eintritt ins Arbeitsleben, sondern schon viel, viel früher, nämlich als Kind. Wahrscheinlich sind auch deine ersten Führungskräfte – so wie bei mir – deine Eltern, möglicherweise auch Großeltern. Dann geht es weiter mit Pädagoginnen und Pädagogen und erst später kommen dann Vorgesetzte am Arbeitsplatz.

Was lernen wir in dieser Zeit bereits, was uns in weiterer Folge so prägt?

Wir lernen, wie Kommunikation funktioniert. Darf ich etwas frei heraus sagen? Darf ich alles einfach ansprechen? Darf ich etwas direkt sagen? Oder reden wir lieber hinter vorgehaltener Hand über andere?  Versuchen wir scheibchenweise das Ziel zu erreichen? Wen frage ich wann am besten? Usw. – ihr kennt diese Überlegungen sicher alle.

Wir erfahren, wieviel wir als Mensch wert sind. Das hat unmittelbaren Einfluss auf mein Selbstwertgefühl. Unser Selbstvertrauen, unser Selbstbewusstsein, all das hängt davon ab, wie wertvoll ich und meine Meinung als Kind war. Wer in der Kindheit ernst genommen wurde und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln konnte, strahlt dieses auch als Erwachsener aus und zeigt dies im wertschätzenden Umgang mit seinen Mitmenschen. Und da sind wir auch schon beim nächsten.

Wir lernen, was Wertschätzung ist und wie sich das anfühlt. Kinder, die immer „sekkiert“ wurden - ein typisch österreichischer Begriff für „ärgern“ oder „reizen“ – diese Kinder durften selbst keine Wertschätzung erfahren und tun sich dann schwer, diese im Erwachsenenalter anderen auf einmal entgegenzubringen. Wertschätzung hat nämlich nichts mit Geld und Prämien zu tun, sondern vielmehr mit Respekt und Anerkennung, die ich Menschen entgegenbringe.

Wir lernen ehrlich und authentisch zu sein. Welche Erfahrungen hast du gemacht, wenn du einen Fehler ehrlich gesagt hast? Wie gut bist du von deinen Mitmenschen aufgenommen worden, wenn du dich so gegeben hast, wie du eben bist? All diese Erlebnisse, die wir in diesem Zusammenhang machen durften, haben einen entscheidenden Einfluss darauf, wie wir heute diesbezüglich sind.

Ihr merkt, dass sind alles Wesensmerkmale, auf die heute so viel Wert gelegt wird. Besonderheiten, die wir uns alle gerne zu Nutze machen. Kennzeichen, mit denen wir gerne in Verbindung gebracht werden wollen.

Charaktereigenschaften, die von anderen auf uns abgefärbt sind und die wir dann weiterentwickelt haben. Du hörst das Schlüsselwort? Genau! Ich meine „weiterentwickelt“.

All jene, die nun vom unguten Gefühl beschlichen wurden, dass nicht alles so optimal verlaufen ist und deshalb so manche Verbesserung beim Führungsverhalten notwendig wäre, kann ich beruhigen. „Ich hab es nicht anders gelernt.“ „Ich bin halt so, das kann man nicht mehr ändern.“ All das sind Sätze, die nicht stimmen. Wenn du dich jetzt selbst ertappt hast, dann ist das im Prinzip das Beste, was dir passieren kann. Es braucht die bewusste Wahrnehmung durch einen selbst, damit man etwas verändern kann. Und dass man etwas verändern kann, das kann ich dir ruhigen Gewissens versichern.

Zum Glück ist es nie zu spät, mit der Veränderung zu beginnen. Mir bleibt nur zu sagen: „Der beste Zeitpunkt für Veränderung ist JETZT!“

“Dass wir Menschen Teil eines großen Ganzen sein wollen, ist ja nicht etwas, was erst in der heutigen Zeit relevant ist. Zu wissen, wohin die Reise geht, hat uns Menschen schon immer inspiriert sowie zur Mitarbeit und zu außerordentlichem Engagement angeregt.”
Maria Prinz, MSc
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Als positives und nachahmenswertes Vorbild bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Erinnerung zu bleiben, ist die schönste Anerkennung, die eine Führungskraft erhalten kann.